Digital Health-Experte Erwin Böttinger zu Gast am FoKoS

Prof. Dr. Erwin Böttinger vom Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) besuchte jetzt das Forschungskolleg der Universität Siegen (FoKoS), um das Institut kennenzulernen und in einem Workshop über die Themen Digitale Gesundheit und Personalisierte Medizin zu diskutieren, die HPI und FoKoS verbinden.

Am Hasso-Plattner-Institut leitet Prof. Dr. Erwin Böttinger das HPI Digital Health Center und das Fachgebiet „Digital Health – Personalized Medicine“, das sich mit den Herausforderungen und Möglichkeiten der digitalen Transformation für das Gesundheitssystem befasst. Mit ihrer Forschung wollen Böttinger und seine Kolleginnen und Kollegen vom HPI den Weg zu einem effizienteren Gesundheitswesen ebnen und die Rechte der Bürgerinnen und Bürger in diesem stärken. Insbesondere das Thema Personalized Medicine ist dabei ein großes Anliegen Böttingers, der im Sinne einer sichereren und genaueren Medizin dafür plädiert, nicht die gleiche Behandlung für alle anzubieten, sondern wesentlich genauer die richtige, individuelle Behandlung für Einzelpersonen zu finden.

„Wir haben heute die Situation, dass die am häufigsten verschriebenen Medikamente zwar in Studien wirksam sind, im Krankheitsfall aber nicht helfen, da sie nicht zu den individuellen Bedürfnissen einer Patientin oder eines Patienten passen“, erklärte Böttinger bei seinem FoKoS-Besuch am 9. Juli. „Digital Health und Personalized Medicine können hier eine wichtige Unterstützung darstellen. Ich bin davon überzeugt, dass Algorithmen auf der Basis der Analyse von Daten in Echtzeit sehr gut erkennen können, welche Faktoren bei einer Patientin oder bei einem Patienten wesentlich sind und berücksichtigt werden müssen, damit darauf aufbauend dann entschieden werden kann, von welcher Therapie die erkrankte Person wirklich einen Nutzen hat.“

Am Hasso-Plattner-Institut wird an digitalen Versorgungskonzepten geforscht, die auf eine Demokratisierung des Gesundheitswesens abzielen und den Fokus auf Bürgerinnen und Bürger legen. Ein besonders prominentes Beispiel hierfür ist das Hasso Plattner Institute for Digital Health at Mount Sinai (HPI·MS) in New York. Aus der Kooperation zwischen dem HPI und dem renommierten Universitätsklinikum Mount Sinai Health System ist ein „lebendiges Labor“ hervorgegangen, an dem „Participatory“ Design praktiziert wird, das eine direkte Beteiligung von Patientinnen und Patienten ermöglicht.

Am HPI·MS kommen zahlreiche innovative Gesundheitsanwendungen zum Einsatz, darunter automatische Gesundheitsassistenten zum Umgang mit chronischen Krankheiten und eine Gesundheitsplattform, auf der Daten aus verschiedenen Gesundheitseinrichtungen zusammenfließen und von einer künstlichen Intelligenz ausgewertet werden. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Maxime, dass die Datenhoheit bei den Patientinnen und Patienten liegen muss und dass diese dazu befähigt werden sollen, auf Basis ihrer Gesundheitsdaten kompetent in medizinischen Entscheidungen partizipieren zu können.

Auch am FoKoS wird viel Wert darauf gelegt, dass die Hauptprofiteure der Forschungsprojekte im Bereich Digitale Gesundheit die Patientinnen und Patienten sind. Seit 2019 werden im Zuge der Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck vom FoKoS, der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen und zahlreichen Partnern digitale Lösungsansätze für den Gesundheitssektor erprobt und evaluiert. Die Forschungsergebnisse sollen zeitnah in die Anwendung und schließlich in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherungen überführt werden, indem der Zugang zu digitalen Innovationen erleichtert und nötige Infrastrukturen und Anwendungskompetenzen entwickelt werden.

„Ich sehe den Ansatz vom FoKoS und seinen Partnern, künstliche Intelligenz als Entscheidungshilfe in klinischen Entscheidungsprozessen wirklich in die Anwendung zu bringen, als einen wesentlichen Fortschritt an“, sagte Prof. Dr. Erwin Böttinger bei seinem Besuch. „Mit ihrer Initiative zum Thema Digital Health sind das FoKoS und die Lebenswissenschaftliche Fakultät Vorreiter, da der Nutzen von Modellen zur künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen hier tatsächlich nachgewiesen werden soll. Das begeistert mich und ist genau die richtige Initiative zur richtigen Zeit.“

Im Anschluss an den Workshop im Forschungskolleg wurden mögliche Kooperationen zwischen FoKoS und HPI sowie die Ausgestaltungsmöglichkeiten eines gemeinsamen Use-Cases besprochen. Im nächsten Schritt ist ein Besuch der FoKoS-Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am HPI geplant, die sich dort mit den Experten aus den Bereichen Digital Health, Machine Learning/KI und Connected Healthcare austauschen werden.

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