Ministerin unterstützt neue Gesundheitsprojekte – Hausärzte und Pflege sollen durch digitale Versorgungsprozesse entlastet werden

Die Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, hat sich auf Einladung des Wissener Verbandsgemeinde- und Stadtbürgermeisters Berno Neuhoff über die „Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ (DMGD) informiert. Das Konzept der Modellregion wurde vom Forschungskolleg (FoKoS) und der Lebenswissenschaftlichen Fakultät (LWF) der Universität Siegen entwickelt und besteht derzeit aus zehn wissenschaftlichen Projekten, die in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen durchgeführt werden und aufeinander aufbauen. Durch den Einsatz digitaler Technik soll mit dem Gesamtvorhaben eine zusätzliche Versorgungsperspektive geschaffen werden, bei welcher der Arzt weiterhin im Mittelpunkt steht. Das Gesundheitsministerium befürwortet die Unterstützung durch die Projekte der DMGD und will sich dafür einsetzen, dass zwei Studien der DMGD bald im Kreis Altenkirchen umgesetzt werden können.

Krankheiten können frühzeitig erkannt werden

„Hier wird wirklich Nutzen für Patienten, Ärzte und Versorgungseinrichtungen generiert. Und alle werden von Beginn an einbezogen. Das ist ein sehr guter Ansatz“, lobt Sabine Bätzing-Lichtenthäler den Studienentwurf „Red DataHealth“, welcher bereits gemeinsam mit der Verbandgemeinde Wissen, Vertretern der Wissener Ärzteschaft, dem FoKoS und der LWF erarbeitet wurde. Durch die Erhebung von individuellen Gesundheitsdaten soll den Patienten ein Monitoring angeboten werden. Die gewonnenen Daten sollen von den Patienten selbst erhoben werden. Dabei können helfende Personen Unterstützung leisten. Die Auswahl der Vitaldaten wird gemeinsam mit den Ärzten patientenindividuell bestimmt. Die erhobenen Daten werden in eine Cloud übermittelt, wo sie durch Verfahren der Künstlichen Intelligenz verarbeitet und für die Bedarfe der Ärzte ausgewertet werden. Dr. Katrin Salveter begrüßte das Vitaldaten-Monitoring als Möglichkeit, Krankheiten mit geringerem Aufwand zu erkennen. Als Beispiel nannte sie eine Nierenschwäche, die lange symptomfrei bleibe und im Monitoringverfahren frühzeitig erkannt und behandelt werden könne. Berno Neuhoff will mit der Konsortialführerschaft in diesem Projekt ein Signal setzen und eigene Mittel einwerben. Das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie Rheinland-Pfalz unterstützt das Vorhaben und empfiehlt eine Antragsstellung auf Defizitfinanzierung aus dem Zukunftsprogramm „Gesundheit und Pflege“. Bürgermeister Neuhoff hat das Projekt in der vergangenen Sitzung des Verbandsgemeinderates Wissen vorgestellt und die Fraktionen haben ein positives Votum abgegeben.

In Rheinland-Pfalz gibt es freiwillige Helfer

Viele Patienten werden für ein Selbstmonitoring im Zuge der Vitaldatenaufnahme Unterstützung benötigen. Altenkirchens Landrat Dr. Peter Enders ist überzeugt von der Hilfe zur Selbsthilfe: „Was wir in der letzten Zeit aufgebaut haben, soll weiter fortgeführt werden“. In der DMGD-Studie Health Angels soll untersucht werden, wie ein freiwilliges Helfernetzwerk entwickelt werden kann. Es soll Patienten, die nicht-technikaffin sind, im Umgang mit digitalen Geräten unterstützen. „Notwendig sind hierfür spezielle Schulungsprogramme und Zertifizierungen für die Helfer. Allerdings sollen durch dieses Konzept keine ‘Billigärzte’ geschaffen werden“, betont Dr. Olaf Gaus, Geschäftsführer des FoKoS. „Die Menschen wissen, dass sich die Struktur in der medizinischen Versorgung verändern wird. Wenn freiwillige Helfer und Ehrenamtliche eingebunden werden sollen, dann sind Sie hier in Rheinland-Pfalz genau richtig“, bestätigt die Ministerin.

Behandlung wird durch Telemedizin und Delegation sichergestellt

Die einjährige Studie „Digitale Unterstützung von Nichtärztlichen Praxisassistentinnen (NäPa) für Hausbesuche bei Patienten im Kreis Altenkirchen“, die vom Kreis Altenkirchen gefördert wird, ist fast abgeschlossen. Es wird untersucht, wie NäPas im Delegationsverfahren und durch den Einsatz digitaler Möglichkeiten den Hausarzt entlasten können. „Der Ansatz telemedizinischer Unterstützung ist genau richtig und berührt unsere Leitfrage, was kann unser Gesundheitssystem hier noch ergänzen? Und es hat sich wieder gezeigt, dass es ankommt, wenn Patienten merken, dass ihnen die Maßnahmen zu Gute kommen und Vorteile bringen“, sagt Sabine Bätzing-Lichtenthäler. Der Wissener Hausarzt Dr. Michael Theis bestätigt, dass die Patienten froh sind, wenn die NäPa kommt. „Sie bringt mehr Zeit mit, und der Arzt ist an erster Stelle gar nicht mehr gewünscht.“ Durch Ergänzung telemedizinischer Aspekte kann die gesundheitliche Versorgung durch die delegationsgestützte Behandlung sichergestellt und erweitert werden. Vorbehaltlich einer Finanzierung können in einem an die Studie anschließenden dreijährigen Entwicklungsprojekt Maßnahmen wissenschaftlich umgesetzt werden, um später in die Regelversorgung einzufließen.

Viele Maßnahmen werden gebraucht

Hubert Becher, Ortsbürgermeister in Katzwinkel, begrüßt das Delegationsverfahren und empfiehlt, dass auch schon jetzt ambulante Pflegedienste in die Projekte integriert werden sollten: „Pflegekräfte können uns viel schneller voranbringen!“ Dafür sprachen sich ebenfalls Dr. Katrin Salveter und Dr. Michael Theis aus. Die Ministerin begrüßt diese Vorgehensweise mit dem Hinweis, dass viele Partner an einem Strang ziehen müssen und das auch schon tun. Dabei erwähnt sie neben den Ärzten, Pflegenden und Patienten auch die Ärztekammer, die Kassenärztliche Vereinigung und letztendlich die Kommunen. „Wir brauchen Mut und Neugier, um neue Wege auszuprobieren! Es gibt nicht die eine Maßnahme, wir brauchen viele.“

Ministerium unterstützt länderübergreifendes Projekt beim Innovationsfonds

Eine weitere Maßnahme von Forschungskolleg und Lebenswissenschaftlicher Fakultät ist die jetzt eingereichte Projektskizze „DataHealth Interregio – Digitale Unterstützung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum“ beim Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Das Projekt, das modellhaft länderübergreifend in Rheinland-Pfalz, Hessen und Nordrhein-Westfalen durchgeführt werden soll, zielt darauf ab, eine patientenzentrierte und behandlungsfokussierte, digitale Medizinplattform aufzubauen. Dies ermöglicht die Einführung neuer, digitaler Prozesse durch die patientenseitige Erhebung und Übermittlung von Vitaldaten, die Nutzung intelligenter, KI-gestützter Analysepotenziale für den behandelnden Arzt und die Integration telemedizinischer Fachberatung. Damit können Befundungen und Diagnosen auch bei geringerer Patientenmobilität und geringerer Dichte an Hausärzten auf einer genaueren Datengrundlage erfolgen sowie notwendige medizinische Maßnahmen rechtzeitig in die Wege geleitet, Folgeuntersuchungen und -termine minimiert und teure stationäre Klinikaufenthalte verringert oder gar vermieden werden. Bätzing-Lichtenthäler unterstützt die Ausrichtung des Antrags und lobt, dass solche Ideen hier in der Region entstehen. Landrat Enders sieht damit die Weichen für die Zukunft über Landesgrenzen hinweg gestellt, „denn Kreisgrenzen dürfen keine Grenzen der Versorgung sein“.

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