DigiDocs-Studie liefert erste Trends

Hohe Beteiligung am Forschungsprojekt zur Telemedizin

Lennestadt. Vor allem in ländlichen Regionen betreuen immer weniger niedergelassene Ärztinnen und Ärzte immer mehr Patientinnen und Patienten. Die Kombination von Telemedizin und Präsenzsprechstunde mit einer modernen Datenmedizin kann in der gesundheitlichen Versorgung für eine deutliche Entlastung der Ärzteschaft sorgen. Die Wissenschaftlerinnen der DigiDocs-Studie der Universität Siegen wollten wissen, unter welchen Voraussetzungen ein solcher Ansatz akzeptiert werden würde. Ende 2020 wurden Lennestädter und Kirchhundemer Bürgerinnen und Bürger befragt (wir berichteten). Die kooperierenden Hausärzte aus beiden Gemeinden konnten ihre Expertise durch Interviews einbringen. Die Ergebnisse fließen als Teilbestände in die laufende Studie „DigiDocs Lennestadt“ ein.

1300 Bürgerinnen und Bürger aus Lennestadt und direkter Umgebung nahmen an Umfrage teil

Die Verantwortlichen der Universität Siegen zeigten sich erfreut über die vergleichsweise hohe Beteiligung der Bevölkerung: mit über 1300 Bürgerinnen und Bürgern zeigte sich das große Interesse. Die Auswertung ist noch nicht gänzlich abgeschlossen (Frühjahr 2021), lässt aber bereits erkennen, dass man – Altersklassen übergreifend – offen und aufgeschlossen gegenüber telemedizinischen Anwendungen ist. Die Sorge, dass es in den kommenden Jahren zu wenig niedergelassene Ärzt*innen in Lennestadt und Umgebung geben wird, ist signifikant und ein wichtiges Ergebnis. Im nächsten Schritt werden die Patienten-Interviews in den kooperierenden Praxen durchgeführt.

Ärzteworkshops und Ärzteinterviews

Ein weiterer Baustein der Studie sind Ärzteworkshops mit kooperierenden Lennestädter und Kirchhundemer Arztpraxen. In der letzten Onlinerunde kurz vor Weihnachten wurden erste Trends aus den Interviews vorgestellt; in Kleingruppendiskussionen wurden Perspektiven diskutiert. Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas betonte die Bedeutung des Projekts aufgrund des bestehenden Handlungsbedarfes: „Es muss eine für alle Beteiligten gute und zukunftsfähige Lösung ergeben.“

In Gesprächen mit den ortsansässigen Praxen verschaffte sich das Forschungsteam einen Überblick über deren Größe, die Anzahl der Patienten pro Praxis, die Behandlungsquote sowie über die Aufgaben der Medizinischen Fachangestellten, die bereits als nicht-ärztliche Praxisangestellte (NäPas) bei Hausbesuchen im Einsatz sind.

Besonderes Vertrauensverhältnis in dieser Region

Regionalen Besonderheiten der Allgemeinmedizin im ländlichen Raum sehen die Interviewten im besonders vertrauensvollen und langjährigen Arzt-Patienten-Verhältnis. Die Bestandsaufnahme zeigt, dass bereits Arbeitsabläufe in den Praxen mit unterschiedlichen Schwerpunkten digitalisiert wurden. Gerade das konkrete, anwendungsbezogene Detail-Wissen über telemedizinische Technologien ist ein zeitaufwändiger Fortbildungsaspekt. Zur Einarbeitung mangelt es den niedergelassenen Ärzt*innen nicht nur an Zeit – da Behandlungen Vorrang haben – sondern auch daran, dass zu wenig Anreize geschaffen werden. Die Einbindung junger Mediziner*innen oder Medizinstudierenden mittels telemedizinischer Strukturen in den Praxisalltag wurde ebenso divers diskutiert, wie die Auswirkung telemedizinischer Kommunikation auf das Arzt-Patienten-Verhältnis. Die Zielgruppe, die für telemedizinische Behandlungsformen geeignet gehalten wird, reichte von immobilen Personen bis zur Gruppe der meist jungen, technikaffinen Personen. Ein großes Chancenpotential wird bei der Qualitätsverbesserung der Sprechstunde durch effiziente Betreuung und Behandlung gesehen. Als limitierender Faktor wurde wiederholt das knappe Zeitbudget genannt. Weitere Informationen: https://dmgd.de/projekt/digidocs/

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